André Hoffmann ist Vizepräsident des Schweizer Pharmaunternehmens Roche und Stimme der Besitzerfamilie. Im Interview mit «Le Temps» mahnt der Urenkel von Roche-Gründer Fritz Hoffmann-La Roche Unternehmen zur ökologischen und sozialen Verantwortung und kritisiert kurzfristiges Gewinnstreben.
Der Klimawandel ist in aller Munde. Und die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen sind nicht zu übersehen. Im Gespräch mit “Le Temps” warnt André Hoffmann indes eindringlich vor der Dämonisierung der Unternehmen. Diese seien nämlich nicht Teil des Problems, sondern vielmehr Teil der Lösung. «Die Unternehmen halten den Schlüssel zum Wohle des Planeten in den Händen», so Hoffmann.
Der Klimawandel setzt neue Anforderungen an die Unternehmensführung. Deshalb hat Hoffmann in Paris das «Global Institute for Business and Society» gegründet. Anders als viele Business Schools steht hier nicht Friedmanns Ansatz der kurzfristigen Gewinnmaximierung im Mittelpunkt. Genauso zentral sind nämlich die ökologische und die soziale Verantwortung der Unternehmen. «Meine Überzeugung ist, dass Unternehmen nicht mehr nur nach den Interessen der Aktionäre, sondern nach den Interessen aller Stakeholder in der Gesellschaft geführt werden sollten», sagt Hoffmann.
Auf die Unternehmensverantwortungs-Initiative angesprochen, stimmt er dem Anliegen des Volksbegehrens zu 100 Prozent zu: Unternehmen müssen ihre Verantwortung wahrnehmen – in der Schweiz sowie im Ausland. Das sei unbestritten. Den «politischen Würgegriff», den die Initiative fordert, lehnt er aber entschlossen ab und betont: «Schon heute gehen wir in Entwicklungsländer oft über die geltenden Vorschriften hinaus.»